Nur eine Woche nach dem gelungenem Ruhrhalbinsel-Open stand für Marco und Christian bereits das nächste Open auf ihrem Turnierkalender. Diesmal ging es vom 18. Mai bis zum 21. Mai etwas weiter, nach Krefeld zum Pfingst-Open. Gespielt wurde im Vereinslokal des Schachklubs Turm Krefeld, wo der direkt angrenzende Schönwasserpark zu erholsamen Mittagspausen einlud. Ähnlich wie beim Ruhrhalbinsel-Open stand auch diesmal eine Einzel-Runde am ersten Abend an, gefolgt von 3 Doppel-Runden.

 

Gerne hätten Marco und Christian daher in der ersten Runde Kräfte geschont, was allerdings nur bedingt klappte. Marcos Gegner, mit fast 500 DWZ-Punkten mehr auf dem Buckel, konnte sich bereits früh in der Partie eine gute Stellung erarbeiten. Es sprach vieles für einen schnellen Favoriten-Sieg, doch Marco kämpfte wie wild um Ausgleich. Die Partie ging über in ein Turm-Endspiel mit einem Bauern mehr für den Gegner. Diesen Vorteil verwertete er letztlich mit gekonnter Technik.Auch Christian bekam es mit einem deutlich stärkeren Gegner zu tun und durfte so zumindest für eine Runde auf der Bühne an Brett 4 gegen den späteren Drittplatzierten spielen. Da Christian die Eröffnung etwas unkonventionell anging, investierten beide Spieler bereits in der frühen Phase der Partie viel Zeit. Im Mittelspiel erlaubte sich Christian dann aber eine Ungenauigkeit am Königsflügel, der anschließende Angriff des Gegners war dann nicht mehr zu verteidigen. Die Partie endete dann doch recht früh, sodass zumindest die Kräfte für die anstehenden Doppel-Runden gespart werden konnten.

Nach nur wenigen Stunden Schlaf ging es am Samstagmorgen auf zur 2. Runde. Marco und Christian spielten direkt nebeneinander, was dass gegenseitige Kiebitzen deutlich erleichterte. Marco fand sich mit seinen weißen Figuren schnell in einer für ihn gewohnten Stellung wieder. Sein Gegner mit etwa 150 DWZ-Punkten mehr ließ sich im Mittelspiel viel Zeit. Trotzdem konnte dieser nicht verhindern, dass Marco mit einem schönen Angriff zwei Bauern gewann. Das anschließende Schwerfiguren-Endspiel spielte Marco zunächst etwas passiv, was seinem Gegner noch eine Chance auf ein Remis gab. Im weiteren Verlauf fand Marco dann aber die richtigen Ideen, während sein Gegner immer mehr in Zeitnot geriet. Am Ende gewann Marco nach fast fünf langen, kräfteraubenden Stunden in einer ohnehin deutlich gewonnenen Stellung auf Zeit.Am Nachbarbrett tat sich Christian gegen seinen nominell 200 DWZ-Punkten schwächeren Gegner etwas leichter und konnte Kräfte schonen. Die Eröffnung spielte Christian‘s Gegner noch solide, es folgten im Mittelspiel aber ein paar taktische Ungenauigkeiten, wodurch Christian‘s Königsflügel-Angriff schneller zum Erfolg führte als der Konterversuch des Gegners am Damenflügel.

In der Nachmittagspartie wurde Christian, trotz Sieg in der zweiten Runde, in den Spielraum im Keller verfrachtet, während Marco weiter im Hauptsaal spielen durfte. Marco war nach der langen Vormittags-Runde doch sichtlich erschöpft, zudem wartete jetzt wieder ein nominell deutlich stärkerer Gegner auf ihn. Die Voraussetzungen waren nicht die besten, und so verlor Marco die Partie relativ früh.Christian rechnete zunächst auch mit einem nominell stärkeren Gegner, doch die Auslosung brachte ihm einen Gegner mit über 300  DWZ-Punkten weniger. Dieser war jedoch auch erst 13 Jahre alt. Die Königs-Indisch-Partie wurde schnell sehr taktisch, und Christian‘s Gegner gab eine Qualität für einen Königsflügelangriff. Der Angriff brachte dem Gegner jedoch nichts ein, sodass Christian‘s Stellung solide auf Gewinn stand und der Gegner aufgab.

Am Sonntagmorgen wechselten Marco und Christian den Spielraum. Marco spielte nun mit einem Punkt aus drei Runden im Keller während Christian mit nun zwei aus drei Partien wieder oben imHauptsaal unterkam. Gegen die nominell leichteren Gegner mit jeweils 200-300 DWZ weniger, nahmen sich Marco und Christian mit den weißen Figuren viel vor. Marco erspielte sich eine gute Stellung, aber nach den Erfahrungen des gestrigen Tages, entschied er sich jedoch lieber für ein zeitiges Remis um für die Nachmittagsrunde Kräfte aufzusparen. Christian‘s Angebot zum Remis wurden von seinem Gegner jedoch abgelehnt und so musste er lange kämpfen und landete in einem wohl ausgeglichenem aber schwierigem Endspiel mit 2 Türmen und Mehrbauer gegen Turm, Springer, Läufer. In der Folge verlor Christian nach langem Kampf kurz die Aufmerksamkeit, stellte einen ganzen Turm ein und reichte seinem Gegner die Hand.

Nach einer erneut recht kurzen Mittagspause stand bereits die nächste Runde bevor. Im Großen und Ganzen konnten beide Spieler mit den bisherigen Leistungen beim Turnier recht zufrieden sein, doch wollten beide mehr.

Marco bekam mit den schwarzen Figuren einen nominell ungefähr gleichstarken Gegner zugelost. Die Partie landete schnell in einem remislastigen Turm-Endspiel und so endete die Partie auch wenig später Remis. Noch schneller war die Partie bei Christian vorbei. Trotz Niederlage am Vormittag, bekam er einen Gegner der nochmals etwa 50 Punkte stärker war als der Gegner der vierten Runden. Christian war von der Eröffnung des Gegners etwas überrascht worden und ließ zu viele Tempi liegen. Die logische Konsequenz war eine Stellung, in der sich im Hinblick auf die Doppelrunde am letzten Spieltag sich kein weiteres Kämpfen mehr lohnte und so war die Niederlage schnell besiegelt. Mit jeweils zwei Punkten nach fünf Runden, machten sich die beiden recht früh auf den Weg zurück nach Essen, wo die Partien dann noch gemeinsam bei sommerlichen Temperaturen im Biergarten analysiert wurden.

Am Montag sannen beide Spieler dem baldigen Turnierende, nach all den gespielten Turnierpartien der letzten Tage und Wochen, entgegen.Nichtsdestotrotz wollten beide dieses Turnier versöhnlich beenden, möglichst mit DWZ-Gewinn. Dafür mussten aber noch einmal Punkte her. Marco bekam zum wiederholten Male einen Gegner aus dem DWZ-Bereich 1650-1850. Leider gelang es ihm diesmal nicht etwas Zählbares aus der Partie herauszuholen und musste sich geschlagen geben. Christian war in seiner Partie mit bisher zwei aus fünf nun wieder der nominell stärkere Spieler. Wie in Runde zwei wurde es auch diesmal eine sehr taktische und offene Partie mit vertauschten Rochaden. In dieser Partie gab es zwar mehr Gegenwehr des Gegners, am Ende konnte Christian jedoch den vollen Punkt einfahren.Nun hatten beide endlich mal eine etwas längere Mittagspause und entschlossen sich, bei strahlendem Sonnenschein, gemeinsam in die Innenstadt zu laufen. Ohne ein bestimmtes Ziel kamen beide bei einem lecker kochenden Vietnamesen unter um ihre Kräfte für die letzte Runde aufzutanken.

Zurück am Turniersaal stellten beide überrascht fest, dass beide in der siebten und letzten Runde zum ersten Mal in diesem Turnier einen nominell schwächeren Gegner zugelost bekamen. Marco spielte gegen einen 10-Jährigen Jungen ohne DWZ. Er gewann die Partie schnell und konnte das Turnier so mit akzeptablen 3 Punkten beenden. Christian‘s Gegner war nicht viel älter und hatte 300 DWZ-Punkten weniger auf dem Konto. Allerdings tat sich Christian enorm schwer und stand im Mittelspiel zunächst sogar schlechter. Schnell wurde die Partie dann in ein sehr remislastiges Bauern-Endspiel abgewickelt, wo sich Christian‘s Gegner ein, zwei kleine Ungenauigkeiten erlaubte und die Partie dann doch noch verlor.

Auch wenn diesmal kein SKHler eine Chance auf einen Ratingpreis hatte, blieben beide noch bis zur Siegerehrung vor Ort und überbrückten die Zeit mit einem kühlem Bier und dem Relegationspiel der Fußball Bundesliga.Das Turnier gewann Altmeister Karl-Heinz Podzielny mit 6 aus 7, knapp gefolgt vom jungen Überraschungs-Zweiten Julius Chittka (ebenfalls 6 aus 7), der dabei einige Titelträger hinter sich ließ.